Eisbärenalarm – Meine Expedition in die Arktis
Unsere Geschäftsführerin Helga Engl-Wurzer machte im Sommer 2012 eine Expedition in die Arktis. Nicht zu Fuß. Sondern an Bord der „Silversea Explorer“. Dies sind Ihre Eindrücke:
Samstag, 14. Juli 2012
Das fängt ja gut an: Flughafen Wien – Check in 3: baggage drop off und gleichzeitiges einchecken von Passagieren führt zu endlosen Schlangen, zusätzlich blieb auch noch das Gepäckförderband stehen. Am Weg zum Gate fragt ein Fremder „Wo geht´s hier nach Wien?“ Es fehlen die Schilder.
In Oslo angekommen, nehmen wir den Flughafenbus um 120 statt ein Taxi um 868 Kronen (ca. 130 Euro) um dann die letzte Strecke vom Busbahnhof doch wieder mit dem Taxi zurückzulegen. Die Nacht vor dem Weiterflug nach Longyearbyen haben wir im Hotel Thon Opera verbracht: die Lage ist super. Das war’s dann aber auch schon. Zimmer klein. Lobby unsympathisch, Frühstücksraum wenig einladend. Alles zusammen: abgewohnt. Warum das Hotel auf tripadvisor so gute Benotungen bekommt ist uns ein Rätsel.
Oslo ist eine entspannte Stadt, überschaubar – eher Provinzstadtcharakter. Besonders sehenswert ist das neue Operngebäude. Bei 15 Grad Sonnenschein tun die Nordländer so, als ob es Hochsommer mit tropischen Temperaturen gäbe. Alles sitzt draußen, kurze Hosen, knappe Shirts.
Nach dem erfolgreichen Erwerb der teuersten Gummistiefel – ever – (ich schwöre: die hab ich bis an mein Lebensende und in die Antarktis müssen wir jetzt auch noch, damit sich der Kauf amortisiert), haben wir uns einen Drink in einem schicken Lokal vor dem Schauspielhaus verdient.
Heute gönnen wir uns ein besonderes Abendessen im D/S LOUISE, einem exzellenten Fischrestaurant am Hafen. Muscheln, Hummer, Austern, Langusten, King prawns und Shrimps. Dazu ein feiner Chablis und freundliche Bedienung. Ein sehr schöner Abend. Die Sonne scheint bis halb Elf – um Mitternacht ist’s noch immer hell. Wir sind auf Urlaub.
Sonntag, 15. Juli 2012
Heute leisten wir uns ein Taxi zum Flughafen und auf geht’s nach Longyearbyen (kann ich schon auswendig schreiben), das ist auf der Insel Spitzbergen, die zur Inselgruppe Svalbard gehört.
Gut angekommen mit einem SAS Charterflug, der Cruisedirector respektive Expeditionsleiter hat uns am Flughafen begrüßt und mit dem „abgefu**testen“ Bus, den ich jemals gesehen habe (was besseres gibt´s nicht vor Ort, und davon auch nur 3 Stück) noch eine Runde durch Longyearbyen (mittlerweile kann ich es auch aussprechen) geschickt. Interessante Siedlung – aber wohnen wollen wir hier sicher nicht: Reste vom Kohleabbau, Schrott, dunkle Erde – kurz vor unserer Ankunft unter dem Eis zum Vorschein gekommen (nach 6 Wochen deckt der Schnee wieder alles zu). Sogar einige spärliche Grünpflanzen und Blumen haben sich sicher sehr angestrengt um zum Vorschein zu kommen.
Das Einschiffen mit Zodiacs war ja schon mal spannend! Einführung und Information war sehr interessant – Stefan, ein deutscher Südafrikaner präsentiert das Schiff auf Deutsch – gut gemacht, neben dem amerikanischen scheint der deutsche und österreichische Markt am wichtigsten zu sein! Die Silver Explorer der Reederei Silversea ist speziell für Reisen in die entferntesten Reiseziele der Welt ausgerichtet. Durch ihren gegen Eis verstärkten Rumpf, der im Lloyd’s Register mit der Klassifikation 1A für Passagierschiffe bewertet ist, kann die Silver Explorer eben auch durch Eisschollen fahren.
Das Abendessen nach etlichen Drinks in der Bar war – sehr gut!
Wollen jetzt schlafen gehen – aber es scheint immer noch die Sonne: 23:30 Uhr. Weiße Nächte eben – es wird nie dunkel – aber wir können ja die Vorhänge zuziehen!
Montag, 16. Juli 2012
Woooowwwww, gleich nach dem (zugegeben sehr späten) Frühstück sichten wir den ersten Eisbären gemütlich die Küste entlang spazierend. Und gleich danach ein weiterer Höhepunkt der Reise – ein Blauwal, den es in dieser Bucht nur sehr selten zu sehen gibt. Weltweit gibt es nur 7000 Exemplare. Der Blauwal ist das größte Tier das je auf der Erde gelebt hat: 30 Meter lang, hat das Gewicht von 40 Elefanten, es fliessen 7 Tonnen Blut in seinen Adern, der Blauwal frisst adäquat 26.000 Hamburger pro Tag.
Aus der Distanz beobachtet ein interessantes Bild: Viele Menschen an Deck, alle im gleichen Silversea Outfit (Diese Parka ist lebensnotwendig – weil eben arktisch kalt – um die 2 Grad plus immerhin) bewegen sich in die Richtung wo der Wal zu sehen sein könnte – er taucht auf – Foto Foto Foto – meistens zu spät. Ich hab schon entschieden die Foto CD vom Profi zu kaufen, und konzentrier‘ mich auf die Beobachtungen von Tier und Mensch!
Die erste Zodiac Tour wartet auf uns. Eine Eisbärin mit einem 1 Jährigen Jungen wurde gesichtet und die beiden haben auch brav auf uns alle gewartet und sich bestens präsentiert – man möchte meinen sie hat dafür eine Belohnung zu erwarten. Es sieht so aus als würden die Bären an einer Walhaut (oder doch an einem Stück Plastik?) zerren.
Lunch – nur ein wenig kosten – und etwas Wein dazu, damit die Siesta ruhig ausfällt.
Vom Bett aus sehen wir einen majestätischen Eisberg vorbei ziehen. Es ist einfach wichtig eine Verandakabine zu haben, des schönen Blicks wegen.
Wir sind bei Längengrad 79,22 vor dem Monaco Gletscher angekommen. Es hat 2,9 Grad plus. Wir ziehen uns wieder warm an – soll heißen: Strumpfhose dünn, Strumpfhose dick, Shirt Langarm, Rollkragenpulli, Vliesjacke, Hose, Regenhose drüber, Socken mal 2, Schal, Haube, Anorak (von Silversea, daher wasserdicht) Gummistiefel, Handschuhe. Die Prozedur dauert mindestens 30 Minuten beim ersten Mal! Die Zimmerkarte nicht vergessen! Fernglas, Kamera, Schwimmweste klein, Handschuhe und Brillen müssen auch noch mit. Jetzt wissen wir, warum die Ausfahrt eine Stunde vorher angekündigt wird!
Aber es lohnt sich: Wir kommen dem Monaco Gletscher ganz nah, und er kalbt auch – beeindruckende Bilder für die Fotografen und auch für jene, die sich auf die Beobachtung konzentrieren (ich habe meine Bilder im Kopf). Christian, unser Chefkoch aus Bayern und Fabien, der französische Hoteldirektor bewirten uns in den Zodiacs mit heißer Schokolade – mit einem Schuss Brandy – und echt guten Schoko-Nuss Cookies. Einige Möwen warten auf einem Eisberg. Wir haben aber nichts zum Füttern mit. Stattdessen werden sie fotografiert. Beim Betrachten bekommen wir kalte Füße. Kein Wunder das Wasser hat minus 2 Grad Celsius.
Und dann war da noch die Eisbären-Wächterin aus Litauen, die mit einer Mauser bewaffnet war. Für den Fall der Fälle. Die Dame ist eine imposante Erscheinung. Zirka 2 Meter groß, wuchtig und mit einer Zahnspange (Eisbären werden bis zu 3 Meter lang, normalerweise ohne Zahnspange).
Ach ja – kein Internet, kein Handy – das hat was!
Am Abend geht’s zum Captain’s Cocktail (vor unserem Fenster werden grad die Zodiacs hochgezogen). Hummer und Kaviar for Dinner. Vorher natürlich die Vorstellung des Kapitäns (Adam aus Polen) und seiner Crew (international, wie auf allen Schiffen). Am meisten fasziniert uns Ten Ten. Sie kommt von den Philippinen und ist überall mit dem Weißwein für Madame Helga und Rotwein für Mr. Klaus (mein Mann) zur Stelle. Eine Perle.
Beim Dinner sitzen wir mit einem ehemaligen Tänzer aus Prag am Tisch, der Wien nicht mag und dafür lieber in Karlsruhe tanzte und in Innsbruck „sein goldenes Dachl“ (=Ehefrau, das waren seine Worte: „mein goldenes Dachl“) fand. Ja, ja: Wien und Prag. Der liebe Augustin und der brave Soldat Schwejk flankiert von Kärnten (ich) und Tirol. Sehr nett.
Nicht zu vergessen: Auch die Eisbären Tante war da. Ohne Mauser dafür im schwarzen Minikleid auf High Heals – und ohne Zahnspange. Sie war nicht wieder zu erkennen, sie sah toll aus. Sah sie toll aus?
Später wieder in der Bar wo Lou (ein Fillipino, was sonst?) am Klavier spielt. Aber uns ist es dort zu kalt, drum nehmen wir den Good Night Drink in unserer Suite. Auch interessant: bei Silversea heißen alle Kabinen Suiten. Obwohl, auf diesem Schiff ist’s dann doch eher eine Kabine, wenn auch eine sehr schöne und überaus funktionell eingerichtet.
Dienstag, 17. Juli 2012
Jetzt sind wir endlich über dem 80. Grad nördlich und es geht gleich nach dem Frühstück um 08:00 Uhr auf die Insel La Goya zu den Wahlrossen. Huschi kalt (0 Grad) und eine „wet landing“, d.h. mit Gummistiefel ins Wasser und dann ein paar Meter zu Fuß an Land waten. Dort erwartet uns Franz (Ornitologe aus Oldenburg) und macht uns auf die Seeschwalben aufmerksam, die hier brüten. Nicht zu nahe ans Nest gehen sonst greifen dich die Vögel im Sturzflug an.
Wir dürfen den abgesteckten Pfad nicht verlassen – alles steht unter Naturschutz – um zu den Wahlrössern zu gelangen. Die liegen faul, grunzend und furzend am Strand. Etwa 35 Stück ergeben eine einzige, stinkende Masse. Erstaunlich ist, dass sich diese massigen Tiere (hier sind nur die Männchen, die Weibchen sind auf einer Eisscholle und bekommen demnächst Nachwuchs) von kleinen Muscheln ernähren. Aber davon halt sehr viel….
Heute ist’s wirklich kalt und ich bin Klaus unendlich dankbar, dass er auf den Kauf der naturkautschukinnenfellgefütterten Stiefel in Oslo bestanden hat! Und wozu eine wasserdichte Golfregenhose gut ist wissen wir nach der flotten und rauen Zodiacrückfahrt auch wieder.
Wir frühstücken nochmals und dann geht’s zum Vortrag von Stefan : „Von der Schneeflocke zum Gletschereis“. Die Frage der Fragen bleibt offen: Gibt’s den Klimawandel tatsächlich oder nicht? An der Entwicklung der Damen-Unterwäsche könnte man es vielleicht ableiten. Ja, es gibt ihn: in den letzten 100 Jahren ist sie (die Unterhose) wesentlich kleiner geworden.
Am Nachmittag gibt’s Feedback über die bisherigen Ereignisse: Die Eisbären Mutter mit dem Jungen von gestern wurde genau vor einem Jahr – hochschwanger – an der selben Stelle gesichtet. Die beiden knabberten übrigens an Walfischhaut und nicht an einem Stück Plastik!
Wir fahren schon einige Zeit im Eismeer – sehr beeindruckend! Was war da mit der Titanic?
Der Kapitän ist wirklich weit in’s Packeis gefahren, hat aber rechtzeitig kehrt gemacht, dachten schon wir stecken fest, war aber natürlich alles „part of the show“!
Große Eisbären Sichtung. Anziehen und hinaus. Ein prächtiges Exemplar auf einer Eisscholle, bewegt sich, sinkt im Wasser ein, schleppt sich auf die nächste Scholle, wälzt sich im Schnee – wie im Bilderbuch. Dabei beobachtet er uns. Er scheint ein guter Schauspieler zu sein und wir sind ein dankbares Publikum! Und die Sonne scheint auch, es ist’s prachtvoll!
Wir sind noch immer über dem 80sten Breitengrad und umfahren Svalbard Richtung Osten. Sitzen in unserer kuscheligen Kabine und sind froh kein Eisbär zu sein. Nein, ich möchte kein Eisbär sein.
Ich vergesse beinahe zu berichten, dass wir kulinarisch sehr verwöhnt werden. Champagner als Aperitif in der Bar. Eine großzügige Auswahl an Vorspeisen, Mittelgericht, Sorbet, Hauptgericht und Nachtisch – wir lassen immer was weg, essen aber dennoch viel. Auch die präsentierten Weine sind vom Feinsten. Und das alles ist im Kreuzfahrtpreis inklusive.
Nach dem Dinner geht’s nochmal in die Bar, Lou besingt uns wieder mit Klavierbegleitung, klingt aber alles irgendwie gleich.
Mittwoch, 18. Juli 2012
Erneut Eisbärenalarm. Um 06:30 Uhr. Gut, den haben wir verschlafen. Aber dann um 08:30 Uhr raffen wir uns auf und es lohnt sich wieder: Eine andere Eisbärenmama mit ihren 2 Jungen schwimmen ganz nah beim Schiff von Eisscholle zu Eisscholle. Auch im Eisbären Universum gibt es mutige und wasserscheue Kleine. Einer wollte nicht wirklich ständig ins Wasser hüpfen.
Dann gibt’s Frühstück und anschließend einen Vortrag von Peter Damisch in richtigem amerikanisch, über Andrée, einem Forscher der 1898 mit zwei Begleitern den Nordpol in einem Ballon überqueren wollte und scheiterte. 1930 wurden die Überreste der 3 Männer und deren Fotomaterial gefunden. Diesem historischen Bericht folgt ein Vortrag von Uli (deutsch) über Eisbären.
Am Nachmittag ging’s zu den Walrossen oder Walrössern (da streiten sich die Geister). Wir blieben am Wasser in den Zodiacs. Auch die Rösser waren im Wasser. War schön die Tiere zu beobachten. Eigentlich haben sie uns aus „ihrer Bucht“ hinaus gedrängt. Okay, muss man verstehen, wir gehören da ja auch nicht hin! Damit haben wir unser Tagespensum fast erfüllt – jetzt wird einmal gerastet und dann wieder gegessen.
Bei den Vorträgen lernen wir viel Interessantes über die Tiere: Zum Beispiel waren die Walrosse heute Nachmittag weiblich. Wie gesagt, die Weibchen leben immer von den Männchen getrennt, kommen nur mitten im Winter zur Paarung zusammen. Ausführlich wurde auch über deren Zähne und Penisknochen gesprochen – beides kann fast einen Meter lang werden. Hab ich’s nicht gesagt? Alles sehr interessant hier.
Interessant auch warum es die Mitternachtssonne gibt. Hier oben geht ja für 4 Monate die Sonne nie unter, allerdings im Winter dafür ebenso lange nicht auf. Es gibt auch verschiedene Methoden die Arktis einzugrenzen und nachdem der Nordpol ja nur aus im Meer schwimmendem Eis besteht sind auch die Besitzverhältnisse ungeklärt. In 100 Jahren wird’s hier kein Eis mehr geben und dann werden sich die Völker um die Bodenschätze streiten. Dann wandern die Eisbären wieder aus, paaren sich mit den Grizzly´s und werden wieder Braunbären.
Nach dem Vortrag geht´s wieder zum Abendessen. Habe ich schon erwähnt, dass die Verpflegung an Bord der Silver Explorer hervorragend ist? Man gewöhnt sich an das viele gute Essen und den hervorragenden Service!
Donnerstag, 19.Juli 2012
07:00 Uhr: Der Brasvellbreen (eine ca. 200 km lange Gletscherfront) ist in Sicht und wir sind schon angezogen an Deck (nur unter sanftem Druck von Klaus, ich wollte das ganze vom Zimmer aus beobachten). Die längste Gletscherkante der nördlichen Halbkugel. Schmelzwasserfälle stürzen über die steile endlos hohe Kante, echt sehr beeindruckend.
Am Vormittag zwei Vorträge: Einer über Vogel (fad), noch einer über Eisbären (toll). Apropos: Warum gibt es keine Eisbären in der Antarktis? Weil die Pinguine nerven. Ein Schenkelklopfer.
Am späteren Vormittag geht’s zum Vogelfelsen (korrekt zu den Driften vor Alkefjellet). Hier brüten zehntausende Vogelpaare während des Sommers und belagern den Felsen. Schön anzusehen. Wir ankern vor Faksevagen – benannt nach einem Pferd aus der nordischen Mythologie. Hier finden sich Pflanzen und Blumen, die sich für einen sehr kurzen Zeitraum unglaublich viel Mühe geben zu blühen. Ein (!) Rentier ist eine Attraktion für Alle. Ein schöner Ausflug zu Fuß, endlich bewegen wir uns ein wenig.
Köstliches Mittagessen und Ausruhen. Man könnte an Bord natürlich auch sportlich aktiv sein. Fitnessgeräte stehen zur Verfügung. Oder man könnte sich massieren lassen (ist allerdings schweinisch teuer). Oder in´s Dampfbad gehen und dann an Deck in einen der 2 Whirlpools springen. All das könnte man tun. Fällt bei mir aber aufgrund unbedingt benötigten Aufholens von Schlaf und eines guten Buches (Die Entdeckung der Langsamkeit) ins Wasser.
Natürlich gibt es auch wieder Vorträge, eine Zusammenfassung des Tages und eine Vorschau auf den nächsten Tag.
Abendessen heute auf elegant: Die meisten Herren in Sakko aber ohne Krawatte. Die Damen in, sagen wir mal, Businessdress. Eine Dame im Abendkleid (absolut overdressed). Das Lamm war super!
Wir gehen in die Bar und wagen ein Tänzchen. Es wird Mitternacht. Es scheint die Sonne.
Freitag, 20.Juli.2012
Wir ankern vor Diskobukta. Ist nicht die Diskobucht (die ist in Grönland), sondern eine der vielen Inseln von Svalbard. Hier war das Zentrum der Walfänger. Die Eisbären-Mamas bevorzugen die Gegend zum Aufziehen der Jungen und wir haben die Möglichkeit brütende Dreizehenmöwen zu sehen – na ist doch was, oder? Lt. Biologin Helga (also mir) haben sie die vierte Zehe durch das viele runter rutschen auf den Fels- und Eishängen verloren.
Die ersten Zodiacs waren schon auf der Insel, da gibt’s plötzlich wieder Eisbären Alarm. Ein Exemplar wittert die Gruppe und schleckt sich mit seiner schwarzen Zunge das Maul. Nicht die Bärenwatchers (wo hatte die Lettin mit der Zahnspange Ihre Augen?) sondern eine Passagierin aus Österreich hat ihn vom Boot aus gesehen und Alarm geschlagen. Man darf ja nicht vergessen: Ist zwar lieb anzuschauen so ein Bär, aber extrem gefährlich. Nachdem man sich nicht einigen konnte wer gefressen werden soll, drehte man wieder um. Der Bär (wer weiß wohin) und die Gruppe (zurück zum sicheren Schiff).
Nach dem Mittagessen hat’s doch geklappt, wir konnten sicher an Land gehen. Es scheint die Sonne, aber es ist kalt und windig. Kein Eisbär, dafür ein Blümchen und viele Steine, welche ca. 200-250 Millionen Jahre alt sind. Und eine Hütte. Darin hat eine Trapperin gewohnt, die hier vor vielen Jahren Walrosse gejagt hat. Alleine. Auch im arktischen Winter hat sie hier gelebt und sich erfolgreich vor den Eisbären geschützt. Mehrere Angriffe, Kälte, Eis und Schnee, alles hat sie überlebt – gestorben ist sie in Oslo bei einem Verkehrsunfall. Wenn das die Eisbären gewusst hätten…
Abendessen wie immer super – heute gab es speziell für uns Apfelstrudel. Na wer sagt’s denn? Klaus liebt Apfelstrudel. Schon allein deswegen hat sich die Reise gelohnt! Wir haben übrigens am Vortag mit Koch und Oberkellner diskutiert, ob weltweit mehr Tiramisu oder mehr Apfelstrudel verzehrt wird. Wir konnten uns nicht einigen.
Samstag , 21.Juli. 2012
Nach dem Frühstück hinaus mit den Zodiacs auf Gnalodden. Ein paar Vögel und Kälte. Eine Hütte mit Schnellschuss-Apparat gegen Eisbären – hier haben tatsächlich Trapper und Forscher gelebt. Jeder nach seiner Facon.
Nichts tun macht auch hungrig. Das Lunchbuffet ist sehr abwechslungsreich, es gibt immer einen „Festbraten“, der Koch ist ja Bayer. Nach dem Essen – man glaubt es nicht – springen ein paar Wahnsinnige (oder Mutige?) ins Eiswasser: „Polar Plunge“ heißt das. Fragen sie ihren Arzt oder Apotheker.
Der letzte Ausflug mit dem Zodiac wird eine Sektparty mit Schoko Cookies: „Ahoi in Fjorde von Spitzbergen“. Und bitte: Alles fotografieren für die Freunde und Verwandten, die sich die 1000 Bilder von Meer, Bergen, Eisschollen, Gletscher, Trottellummen, Walrossen, Eisbären, Rentieren, Blumen und Steinen sicher mit großer Freude ansehen werden.
„Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny ist zu Ende gelesen. Dieses Buch ist für diese Reise die einzig richtige Reiselektüre!
Jetzt gibt´s dann noch Foto und Video Rückblick. Die CD ist natürlich bestellt, weil (pssst) manche Details der Reise sehen auf den Fotos tatsächlich schöner aus als in Echt.
Anschließend ein weiterer Captain’s Cocktail. Farewell. Es werden Awards an die besten MitarbeiterInnen der Reederei vergeben. Unsere unermüdliche Wein-Nachschenkerin Ten Ten aus den Philippinen bekommt einen. Sehr verdient, wie auch der Applaus des Publikums eindeutig bestätigt.
Letztes Dinner an einem super Tisch. Honeymoon Table sozusagen. Von Marcello (dem Maitre) reserviert und wie jeden Tag auf dieser Reise bereitet uns der Chef kulinarische Höchstgenüsse!
Sonntag, 22. Juli 2012
Der Abschied vom Schiff und der Crew ist herzlich, war wirklich eine schöne Zeit an Bord. Nach der eingehenden „Besichtigung “ von Longyearbyen inkl. Fußgängerzone, Shopping und Museum geht’s zum Flughafen und ab nach Oslo. Beim Abheben denke ich: Da unten wohnen tatsächlich Menschen (rund 2.000) das ganze Jahr. Respekt. Oder Bedauern.
In Oslo regnet’s. Wir finden ein sehr gutes Lokal für’s Abendessen (Name leider vergessen).
Montag, 23. Juli 2012
Nicht geschlafen, um 03:45 Uhr verzweifelt aufgestanden und ab zum Flughafen. Es giesst in Strömen und ganz Norwegen scheint mit Kind und Kegel in den Süden zu fliegen. Wir auch. Nach Wien eben – dort hat’s wenigstens 15 Grad und es scheint die Sonne. Freuen uns schon auf daheim! Eine wunderschöne, harmonische, wenig ereignisreiche aber dennoch sehr interessante, landschaftlich und besonders kulinarisch einzigartige Reise ist zu Ende.
Bis zum nächsten Mal in der Antarktis – in 5 Jahren.
Nachsatz: Im Sommer 2013 pendelt die Silver Explorer zwischen norwegischem Festland und Svalbard (Spitzbergen). Die Expeditionen beginnen am 04. Juni. Mehr Info in jeder unserer Filialen und unter www.silversea.com