Namibia
Sonntag.
16:00 Uhr – das Abenteuer beginnt. Ich treffe meine Mitreisenden am Flughafen Schwechat. Beim check-in winke ich noch einmal meiner Reisetasche nach. Ich bin mir mehr als unsicher, ob ich sie noch einmal wiedersehen werde. Mein Weg nach Namibia inkludiert ein zweimaliges Umsteigen (in Frankfurt und Johannesburg).
Montag.
In Windhoek angekommen stellt sich meine Sorge als unbegründet heraus. Einige aus unserer Gruppe müssen allerdings noch bis zum Abend auf ihre Koffer warten (denen hat es scheinbar in Johannesburg sehr gut gefallen). Gut, dass wir den ersten Tag noch in Namibias Hauptstadt verbringen, so hat das Gepäck genug Zeit um nachzukommen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel, geht’s zum Sundowner ins Hotel Heinitzburg. Ein kleines, aber sehr feines Hotel in Familienbesitz am Rande von Windhoek. Leider spielt das Wetter nicht so ganz mit, aber wir können uns das Szenario des Sonnenuntergangs ganz gut auf der schönen Terrasse mit weitem Ausblick über die Stadt vorstellen. Die gemütlichen und individuell eingerichteten Zimmer sind ideal für den Gast, der das Besondere sucht. Wer sich das Hotel nicht leisten will, kann auch nur zum Abendessen in das ausgezeichnete Restaurant gehen. Die Preise im Restaurant hier sind moderat.
Für uns geht es zum Abendessen in Joey’s Beerhouse – sozusagen das Schweizerhaus von Windhoek. Angeblich ein Muss für alle Touristen. Es ist wirklich sehr witzig eingerichtet und das Essen ist gut. Allerdings hat es schon ein wenig was von Massenabfertigung. Das ganze ist für meinen Geschmack ein bisschen zu groß und zu laut. Nach mehr als 24 Stunden auf den Beinen, ist das wohl etwas zu viel und ich freue mich dann schon endlich ins Bett zu kommen. Dieses steht im Hotel Safari Court. Gut geeignet für eine Nacht nach der Ankunft um dann am nächsten Tag gleich weiter zu fahren.
Dienstag.
06:30 Uhr Tagwache. Nach dem Frühstück beginnt eine lange Fahrt in Richtung Etosha Nationalpark. Auf der Fahrt bekommen wir schon die ersten Tiere zu sehen. Paviane und Warzenschweine, die nach Futter suchen, sind immer wieder am Straßenrand zu finden. Diese ist gesäumt von bis zu 3 Meter hohen Termitenhügeln und trockenem Buschland. Es hat heuer noch nicht wirklich geregnet. Die paar Tropfen, die seit unserer Ankunft gefallen sind, sind lang ersehnt, aber nicht annähernd genug.
Auf unserem Weg machen wir Halt in Okonjima. Hier befindet sich die AfriCat Foundation. Die Organisation hat sich dem Schutz der Großkatzen verschrieben und führt Gesundheits-Checks durch, forscht und unterrichtet Kinder, um deren Bewusstsein für den Schutz dieser Tiere zu bilden. Finanziert wird das ganze durch eine Lodge. Wir besichtigen eine große Suite. Das Zimmer enspricht genau dem, was man sich von einer Lodge in Afrika erwartet: Offene Zimmer mit Blick auf den Park und alle Tiere die sich darin tummeln. Wir sehen unsere ersten Oryx Antilopen, beeindruckend schöne Tiere, die bald zum gewohnten Landschaftsbild gehören werden. Sogar eine Giraffe und ein Nashorn lassen sich noch blicken.
Am Nachmittag treffen wir dann endlich in der Etosha Safari Lodge ein. Wir beziehen unsere Zimmer, die wirklich schön sind. Das Badezimmer (inklusive WC) allerdings ist offen – daran müssen wir uns gewöhnen, denn das wird während unserer Reise noch öfter der Fall sein. Die Lodge liegt ganz nahe zum Etosha Nationalpark inmitten unberührter Natur. Der Blick aus dem Zimmer führt in die Stille und Weite der afrikanischen Landschaft und lässt mich alles andere vergessen. Wir genießen wieder ein ausgezeichnetes Abendessen bei Sonnenuntergang und hoffen bei unserem ersten Amarula (=Wildfrucht-Creme-Likör) auf besseres Wetter für unseren morgigen Game Drive im Etosha Natinalpark. Petrus persönlich (so heisst unser Kellner – kein Scherz!) garantiert uns Sonnenschein, also gehen wir halbwegs zuversichtlich ins moskitobenetzte Bett (Moskito lässt sich während der ganzen Reise übrigens keiner blicken. Die Malariaprophlylaxe kann man getrost zu Hause lassen, wenn man nicht weiter nördlich als bis Etosha kommt).
Mittwoch.
Wir werden um 05:30 Uhr freundlich geweckt. Um 07:00 Uhr ist schon Abfahrt im offenen Jeep. Nach etwa 20 Minuten noch ziemlich frostiger Fahrt erreichen wir den Eingang zum Nationalpark. Fotoapparat und Feldstecher fest im Griff geht’s jetzt endlich auf „Safari“. Otto, unser Fahrer, gehört zum Volk der Nama, die eine seltsame Sprache mit Klick- und Schnalzlauten sprechen. Aber Gottseidank spricht er auch sehr gut Englisch. Die gesamt Fahrt dauert rund 5 Stunden und wir werden nicht enttäuscht: Giraffen, Zebras, Oryx, Springbock und was es nicht noch alles gibt, bekommen wir vor die Linse. Das Highlight ist ein Elefant, der direkt neben der Straße an einer kleinen Wasserpfütze trinkt und sich fröhlich mit Schlamm bespritzt.
Mittags verlassen wir den Park, um das Etosha Village zu besichtigen. Das Camp liegt sehr nahe zum Park. Es ist ein Zeltcamp der eher einfachen Sorte. Selbstfahrer mit wenig Anspruch werden es aufgrund der guten Lage sicher schätzen. Für meinen Geschmack hat es einfach zu wenig Flair und Herz. Auch einfache Unterkünfte kann man heimelig gestalten, was hier eindeutig nicht gelungen ist.
Nachmittags steigen wir wieder in unseren Bus und fahren nochmal in den Park. Jetzt sehen wir endlich ein paar Löwen und auch ein stattliches Nashorn. Kurz vor Sonneuntergang verlassen wir den Park, denn dieser schließt und bis zum Sonnenaufgang kann dann niemand mehr hinein oder hinaus.
Das Abendessen nehmen wir benachbarten Etosha Safari Camp ein. Das Restaurant ist einem sogenannten Shebeen nachempfunden. Shebeens waren die illegalen Bars der schwarzen Bevölkerung, die keinen Zutritt zu den Einrichtungen der Weißen hatten. Sie waren einfachst eingerichtet und verkauften meist selbstgebrautes Bier. Unser Shebeen aber ist sehr gemütlich und es gibt auch Live-Musik. Wenn wir nicht alle schon vom langen Tag so müde wären, hätten wir es sicher noch auf den einen oder anderen Gin Tonic oder Amarula ausgehalten. Aber die Matratze ruft – der morgige Tag verspricht nicht weniger aufregend zu werden.
Donnerstag.
Wieder müssen wir früh aus den Federn und pünktlich um 07:00 Uhr losfahren. Wir haben ein volles Programm und eine weite Strecke zu absolvieren. Es geht ins Damaraland, eine wildschöne Wüstenlandschaft mit roten, eigenwillig geformten Felsen. Schon bald verlassen wir die Teerstraße und sehen sie auch erst ganz am Ende unserer Reise wieder. Ab jetzt gibt es nur noch Sandpisten. Die Landschaft ist ein kompletter Kontrast zu der mit grünen Mopanebäumen bewachsenen Buschlandschaft von gestern. Hier ist die Heimat der Wüstenelefanten. Das Glück, solche zu sehen, wird uns leider nicht zuteil. Wir fahren ja auch nur auf der Hauptstraße, das wäre schon ein großer Zufall gewesen. Die Lodges hier bieten aber alle Game Drives an, wo man auch meistens die Elefanten zu Gesicht bekommt.
Unser erster Halt ist beim Versteinerten Wald. Vor Millionen von Jahren wurden hier Baumstämme angeschwemmt, die im Laufe der Zeit dann versteinert sind. Bei weit über 30 Grad spazieren wir durch die Landschaft und bestaunen die Felsen, die wie Baumstämme aussehen. Wir werden noch gewarnt, nur ja nicht das kleinste Steinchen mitzunehmen, das ist natürlich streng verboten. Weiter geht’s zur nächsten Besichtigung ins Mowani Mountain Camp. Hier würden wir gerne länger bleiben. Mitten in die roten Felsen gebaut, befinden sich 12 luxuriöse Zimmer mit einer grandiosen Aussicht und einzigartiger Privatsphäre. Der Hotelmanager empfängt uns aufs Herzlichste und ich fühle mich auf Anhieb wohl hier. Wirklich schade, dass wir schon bald weiter müssen. Aber die Felsgravuren von Twyfelfontein warten auf uns.
Die süße Elisabeth führt uns durch das Labyrinth aus roten Felsen, auf denen 5000 Jahre alte Gravuren der Ureinwohner Nambias, der San, zu sehen sind. Wir erfahren, was sie vermutlich bedeutet haben und machen uns auch unsere eigenen Gedanken zur Deutung der Zeichnungen. Tolle Fotomotive geben die Malereien auch ab, vor allem vor dem strahlend blauen Wüstenhimmel.
Am Rückweg zu unserer Unterkunft für heute, der Damara Mopane Lodge halten wir noch beim Verbrannten Berg und den Orgelpfeifen. Das sind ganz eigentümlichen Felsformationen, die tatsächlich wie aneinandergreihte Orgelpfeifen aussehen.
Freitag.
Wir schreiben schon Tag 5 unserer Namibia-Tour. Heute machen wir uns auf den Weg nach Swakopmund. Am Weg Richtung Westen säumen kleine Verkaufsstände die Straße. Hererofrauen in Ihren typischen Trachten (lange, bunte Kleider und kunstvoll geknotete Kopftücher) verkaufen handgemachte Stoffpüppchen und kleine Handarbeiten. Für 40 Namibiadollar (umgerechnet etwa 3 Euro) erstehe ich ein buntes Püppchen. Dafür lassen sich die Frauen bereitwillig in Ihren hübschen Kleidern fotografieren.
Wir erreichen die Atlantikküste und fahren auf der Salzstraße, den Ozean und einen traumhaft schönen Dünenstrand zu unserer Rechten, nach Swakopmund. Die Temperatur wird schon merklich kühler. Als wir in Swakopmund aussteigen, brauchen wir alle unsere Westen. Wir haben gut 10 Grad weniger und kalten Wind. Nach Bezug der Zimmer im Beach Hotel (sehr gute Lage, schöne, moderne Zimmer – es gibt nichts auszusetzen), haben wir etwas Freizeit, um uns die Stadt anzusehen. Das Zentrum ist überschaubar. Ein Souveniershop steht neben dem anderen. Dazwischen hübsche Kolonialbauten. Fast überall sind Schilder und Beschriftungen auf Deutsch zu finden. Bier trinkt man hier im Brauhaus und die gut sortierte deutsche Buchhandlung ist gleich daneben. Das Highlight von Swakopmund liegt noch vor uns:
Zum Sundowner sind wir in die Villa Margerita eingeladen. Ein hübscher Kolonialbau umgibt ein kleines Paradiesgärtlein. Die 10 Zimmer sind alle individuell eingerichtet. Wir werden von allen Mitarbeitern persönlich und unglaublich herzlich empfangen. Man fühlt sich sofort wie bei Großmutter zu Hause. Das Service und das Essen sind auf höchstem Niveau. Dieses Haus ist ein echter Geheimtipp!
Nach den köstlichen Snacks geben uns vier der guten Hausseelen noch ein Ständchen und etwas Unterricht in ihrer eigentümlichen Klicksprache. Wir wollen gar nicht mehr gehen, aber die Tische für das Abendessen im The Tug Restaurant sind reserviert. Es befindet sich direkt am Pier und wir überblicken den Strand und seine wilde Brandung. Auf der Karte steht hauptsächlich Fisch. Eine höchst willkommene Abwechslung nach der doch sehr fleischlastigen Kost in den letzten Tagen. Das Service ist ausgezeichnet, wie auch das Essen.
Samstag.
Langsam aber sicher nähern wir uns nun dem Höhepunkt unserer Reise – der Namib Wüste. Wir fahren durch den Kuiseb Canyon und über den Gaub-Pass bis zur Namib Desert Lodge im Naukluft Park. Wieder sehen wir eine völlig andere Landschaft. Schroffe Felsen, trockene Flussbetten. Ab und zu ist ein Springbock oder eine Oryxantilope zu sehen. Während wir durch diese faszinierende Landschaft fahren, lese ich das Buch „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“ und befinde mich somit direkt am Schauplatz dieser wahren Geschichte. Eine bessere Reiselektüre kann man sich nicht vorstellen.
Am späten Nachmittag fahren wir in die umliegenden, sogenannten versteinerten Dünen. Wir genießen den Sonnenuntergang vor einer atemberaubenden Naturkulisse. So stellt man sich Afrika vor. Eine unglaubliche Einsamkeit und Weite in traumhaften Farben. Postkartenmotive wohin man blickt. Ich werde ganz ehrfürchtig vor soviel Schönheit.
Sonntag.
Heute werden wir schon um 04:30 Uhr geweckt, weil wir um 06:00 Uhr pünktlich zum Sossusvlei abfahren. Die berühmten roten Dünen muss man nämlich noch vor der Mittagshitze besteigen, sonst wird es einfach zu heiß. Dort angelangt werden meine Erwartungen wieder einmal mehr als erfüllt. Die bis zu 300 Meter hohen Sanddünen gehören zum Beeindruckendsten, das ich jemals gesehen habe. Je nach Sonneneinstrahlung leuchten sie gelb, rosa oder tieforange. Wohin man blickt ist man von einem Sandmeer umgeben.
Wir halten beim Deadvlei – eine der vielen Senken, die bei Regen mit Wasser gefüllt, meist aber komplett ausgetrocknet sind und einen tollen Kontrast zu den orangen Dünen bilden. Natürlich besteige ich auch eine der Dünen direkt am Sossusvlei. Die Anstrengung für den Ausblick von dort oben lohnt sich in jedem Fall. Und der Weg hinunter über die Steilseite macht dafür dann so richtig Spaß (und schaufelt Unmengen Sand in die Schuhe).
Zum Mittagessen sind wir in der Le Mirage Desert Lodge. Das Hotel ist einem Wüstenschloss nachempfunden und bietet eine ganz besondere Atmosphäre, wenngleich nicht typisch namibisch. Für Romatiker gibt’s auch ein Zimmer unter den Sternen.
Am Rückweg nach Windhoek übernachten wir in der Sun Karros Lodge im Daan Viljon Nationalpark übernachten. Die Lodge ist ganz neu und sehr schön. Sie ist mitten im Nationalpark und die Tiere laufen dort frei herum. Etwas Vorsicht ist also geboten, aber wirklich Angst habe ich nicht. Am Abend werden wir mit einem traditionellen Braai – einem Grillfest – verabschiedet. Am Weg zurück auf unsere Zimmer begenen wir einer Gnu-Herde und zwei Warzenschweinen, die sich von uns sichtlich nicht stören lassen.
Montag.
Heute Vormittag lassen wir im Rahmen eines Workshops unsere Reise noch einmal Revue passieren. Unendlich viele Eindrücke, die erst verarbeitet werden müssen. Namibia ist ein beeindruckendes Reiseland.
Afrika adieu – ich werde dich vermissen und hoffe schon beim Abflug, dass ich bald wiederkommen kann.
Travelfacts:
Termin: 24.11. – 03.12.2013
Anreise: Lufthansa und South African Airways via Frankfurt und Johannesburg
Preis: Einladung von Jumbo Touristik