Taiwan – Tausend Schätze zu entdecken
Der Reisejournalist Sepp Puchinger war schon in vielen Ländern. Taiwan war ein weißer Fleck auch auf „seiner“ Landkarte. Daher haben Taiwantourismus und wir ihn gebeten, dieses unbekannte und zugleich faszinierende Land für uns zu besuchen. Dies sind seine Eindrücke.
Die Anreise jedenfalls ist denkbar unkompliziert. Taiwan ist im Direktflug mit China Airlines von Wien nach Taipeh zu erreichen. Sehr komfortabel übrigens in der Premium Economy Class.
Am einfachsten und bequemsten startet man eine Entdeckungsreise durch das „andere, kleine China“ mit Mietauto und Chauffeur, dann entfallen viele Orientierungsprobleme – speziell in städtischen Zonen. Knapp 400 Kilometer lang und bis zu 144 km breit ist Taiwan, bereits während den portugiesischen Entdeckungsfahrten wurde sie als Ilha Formosa („die schöne Insel“) bezeichnet. Und historisch hochinteressant ist sie ohnehin. Portugiesen, Holländer, Spanier und Japaner haben zu Kolonialzeiten ihre Spuren hinterlassen, ehe nach dem 2. Weltkrieg Chiang Kai-Shek mit 2 Millionen Getreuen nach seiner Niederlage gegen Maos Kommunisten auf die Insel auswanderte. Und der vergessenen Insel ohne Bodenschätze eine rasante Entwicklung zwangsverordnete.
Megacity Taipeh:
Der Einstieg in die 2,5 Millionen Metropole Taipeh an einem Samstag ist perfekt – weniger Autoverkehr, dafür umso mehr Eindrücke. Taipeh bedeutet Wolkenkratzer, Straßenschluchten, 24 Stunden Betriebsamkeit und immer blinkende Neonlichter.
Aber auch buddhistische Tempel, bunte Nachtmärkte mit exotischen Gerüchen und Düften und viel Kultur. Vom Nationalen Palastmuseum mit der größten Kunstsammlung chinesischer Kunstschätze weltweit (Chiang ließ viele Kunstgegenstände bei der Flucht „mitnehmen“) über den sehr atmosphärischen Longshan Tempel, hippe Einkaufsviertel, die Herbal Lane, die bezaubernde Tin Li Gartenanlage und die imposante Chiang Kai-Shek Memorial Hall bis zu Martyr’s Shrine (das Beitragsbild) mit der fotogenen Wachübergabe findet sich hier alles.
Topsehenswürdigkeit ist natürlich der Taipeh 101 Tower, mit überdimensionalen 508 m für einige Jahre sogar das höchste Gebäude der Welt. Diese Auszeichnung ist zwar weg, die Liftfahrt zur Aussichtsplattform auf 382 m ist aber immer noch die Schnellste der Welt – und der Stadtausblick tagsüber und nächtens beeindruckend. Gleich vorweg: in Taipeh und Umgebung lässt es sich mehrere Tage gut leben und entdecken. Die moderne Stadt ist riesengroß, aber durch ein perfektes Metronetz angenehm zu bereisen. Oder noch volksnäher mit youbike – überall können Räder geliehen werden. Zudem sind die Taiwanesen sehr freundlich und helfen Touristen gerne (sofern das Englisch reicht, aber das ist in der City nicht wirklich ein Problem). Somit lässt sich auch das Saturday Night Fever anfangs feierlich in der Taiwan Opera und dann mit den Einheimischen very relaxed mit einigen Taipei Beers in den Bars und Gassen genießen.
Paradies für den Gaumen:
Taiwan zählt zu den kulinarischen Paradiesen dieser Welt – und Taipeh ist sein Zentrum. Die Voraussetzungen sind perfekt: frischer Fisch und Meeresfrüchte im Überfluss, Reis, Obst und Gemüse, tropische Früchte, dazu Spezialitäten wie Bambussprotten oder Pilze. Chinesische Küche mit japanischen, südostasiatischen und europäischen Einflüssen. Genussreich, schmachhaft, gesund und in allen Preiskategorien erhältlich. Jedenfalls sind Klassiker wie Dim Sum (gefüllte Teigtaschen) oder Rindfleischnudelsuppe genauso eine Versuchung wert wie die Spezialität Buddha jumps over the Wall. Mutigere wagen sich vielleicht auch an Stinky-Tofu, Austernomelett oder an Schweineblut-Kuchen heran. Für Experimentierfreudige wichtig: Straßenstände und Nachtmärkte sind kostengünstig, sauber und immer ein Erlebnis.
Thermen in Stadtnähe:
Taipeh hat den Yangmingshan Nationalpark vor der Haustür. Wie viele andere Hauptstädte können ihre Bewohnern innerhalb einer Fahrstunde Berge, Seen, Vulkankrater und dampfende Thermalquellen bieten? Oder einige Kilometer weiter nordwärts an der Küste mit dem Yehliu Geo Park die bizarrsten Sandsteinformationen? Ich genieße den Naturtrip, erlebe abends mit hunderten beleuchteten Lampions in den engen Gassen des ehemaligen Goldgräberstädtchens Jioufen das Flair des alte Taiwan und lasse den Tag mit einem trendigen Bubble Tea und anschließend feierlicher in einem traditionellen Teehaus ausklingen.
Ostküste und Aborigines Territory:
Die Ostküste präsentiert sich wild, einsam und tiefgrün. An der Pazifikküste rollen die Wellen unaufhörlich an die Felsklippen, dahinter steigen die Felswände über tausend Meter empor. In dieser immer noch abgeschiedenen Gegend hat die Urbevölkerung ihr Rückzugsgebiet in kleinen Dörfern und lebt von Fischerei, Landwirtschaft, Kleinkunsthandwerk und zunehmend Ökotourismus. Der gesamte East Coast Highway vom nördlich gelegenen Suao bis ins 300 km südlicher gelegene Taitung gehört zu den eindrucksvollsten Küstenstraßen weltweit! Und ist genauso wie das hinter dem Küstengebirge gelegene East Riff Valley der Geheimtipp für Radfahrer, die Taiwan „off the beaten track“ erleben wollen. Unbedingt an den Chingshui Klippen und an der „Plattform der 3 Unsterblichen“ mit den 8 Bogenbrücken und der Shitiping Küste halten, allesamt Fotostopps der Extraklasse (Video hier).
Schluchtgigant aus Marmor.
Die riesige Marmorschlucht gehört zu den absoluten Mussbesuchen jeder Taiwanreise. Unten im Tal ein kristallklarer Fluss, daneben über 500 m in den Himmel ragende Marmor- und Granitwände, dazu die schönsten Wasserfälle und einige heiße Quellen – über Jahrmillionen hat sich der Liwu Fluss einen spektakulären Weg durch die Taroko Schlucht gebahnt. Entlang der Straße erlebe ich die Dimensionen der Schlucht, die wahren Naturwunder lassen sich aber am besten zu Fuß erkunden! Also heißt es Rucksack schultern, jeder Wanderkilometer lohnt hier. Nach der Trekkingtour ist das Hotel Silks Place in Tiansiang inmitten der Schlucht in der kleinen Ortschaft ein perfekter Stopp. Das Wasser des Jacuzzis und des Rooftop Pools lockern die Muskulatur. Statt Großstadtlärm gibt’s hier Vogelgezwitscher und nächtens einen Tausendsternehimmel gratis. Dazu eine grandiose Küche. Schöner geht’s nimmer!
Alpenfrisches Bergland:
Die folgenden Kilometer – steil bergan über hunderte Kurven und Serpentinen – bis zum über 3.200 Meter hohen Passübergang gehören zu den spektakulärsten auf der Insel. Almen, Berghütten, Gipfel, Schilifte, Wälder – willkommen in den Alpen!
Die Taiwanesen sind begeisterte Outdoorfreaks, radeln und wandern oft, viel und sehr gerne. Besonders attraktiv und herausfordernd sind natürlich Touren auf oder rund um den 3.952 Meter hohen Yushan (Jadeberg). Konditionsstarke, rekordsüchtige Radfreaks haben hier die seltene Möglichkeit an einem langen schweißtreibenden Tag vom Meer ins Hochgebirge bis auf 3.000 Meter zu strampeln.
Ananas, Mangos und Seeromantik:
Die gesamte Abfahrt Richtung Westen ist eine Tour durch einen Garten Eden. Klimazonen von tropisch bis alpin lassen hier alles gedeihen, von Papayas bis zu Erdbeeren. Mittendrin, umgeben von Bergen, Wäldern und Terrassenlandschaften liegt der Sonne-Mond-See (Video hier). Der Inbegriff einer chinesischen Bilderbuchlandschaft. So kitschig-romantisch benannt, weil die Form des auf 762 Meter gelegenen Sees den chinesischen Schriftzeichen für Sonne und Mond ähnelt. Ein Ort zum Wohlfühlen. Der See bietet für jeden etwas: für Erholungssuchende eine Oase der Ruhe, für Pedalritter einen der schönsten Radwege im Lande, für Pilger buddhistische Klöster und für Heiratswillige eine romantische Kulisse. Beste Hoteladresse in Toplage ist das Hotel Lalu, wo auch Landesvater Chiang Kai-Shek seine Residenz hatte. Das kleine Museum nebenan erzählt mit vielen Fotos die Geschichte der Region und des Staatschefs.
West Coast Cities:
Die Westküste ist unglaublich intensiv bewirtschaftet und dichtest besiedelt, hier zeigt der 23 Millionenstaat Taiwan mit Riesenstädten, Highways und Hochgeschwindigkeitszügen sein hochmodernes, wirtschaftliches Gesicht. Dazu gehört auch die ehemalige Kapitale Tainan, oft als die heimliche Kulturhauptstadt des Landes gelobt. Jahrhundertealte Traditionen vermischen sich hier mit modernem Stadtleben. Shoppingburgen und Glaspaläste dokumentieren das 21. Jahrhundert, das alte Tainan verzaubert mit dem Konfuziustempel, kleinen, engen Gassen und den zwei gut restaurierten Forts Provintia (Chikan Tower) und Zeelandia.
Genauso eindrucksvoll ist die etwas südlicher gelegene 1,5 Millionen Metropole Kaohsiung mit dem größten Hafen des Landes. Besonders in der Dämmerungsstunde bietet sich die Umgebung des Liebesflusses mit Bars, in Neonfarben grell erleuchteten Brücken und Hochhäusern ein atmosphärisch spektakuläres Bild. Und der Liuho Nightmarket führt tief in die kulinarische Seele des Landes.
Klosterleben und Schmetterlingstal:
Nach 48 Stunden intensivem Großstadttumult ist der Besuch im Foguanshan Kloster, dem größten buddhistischen Zentrum des Landes, eine Wohltat. Zumal man hier nach der Besichtigung auch Unterkunft im Pilgerhaus findet und bei vegetarischem Essen ein wenig Askese leben kann. (Wenn Sie mögen mit dem Österreicher Gerhard Fröschl, der als Mönch Hue Shou seit Jahren hier lebt).
Zu dieser Philosophie passen die nächsten Ausflüge perfekt. Wer Natur sucht, muss nur wenige Kilometer in die Bergwelt fahren. Während das nördliche Alishan mit seinen Teeplantagen und tollen Ausblicken zu den touristischen Hotspots zählt, empfängt uns die Gegend um Maolin im November mit Abermillionen von Schmetterlingen. Und in der Umgebung von Sandimen sind noch viele Stammeskulturen der Urbevölkerung erhalten geblieben. Die übrigens christianisiert wurde, was heute an vielen Kirchen sichtbar ist.
Endstation Sehnsucht: Kenting.
Zurück an der Westküste kurven wir südwärts bis in das kleine Städtchen Kenting am Südzipfel des Eilands. Bilderbuchstrände und karibisches Meeresblau an der Westküste, rollende Wellen und ein Surfermekka im Osten. Ein quicklebendiger Nachtmarkt, ein pittoresker Leuchtturm, großartige Aussichtspunkte über Klippenlandschaften, dazu ein grandioser Naturpark im Landesinneren – Kenting hat alles innerhalb weniger Kilometer. Nach tausend Reiseeindrücken sind jedenfalls das Chateau Beach Hotel und die weite Bucht ideal um zu relaxen. Fehlt nur noch ein Liegestuhl und ein Cocktail für die Sonnenuntergangszeremonie. Farben und Lichtspiele zur Dämmerstunde sind phänomenal.
Spätestens hier verfallen Sie Taiwan.
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Taiwan Informationen:
TAIWAN Tourismus Office (Taipei Tourismus Office)
D 60323 Frankfurt, Friedrichstraße 2-6, Tel : 0049/69/ 61 07 43
Reisezeit:
Ideal von Oktober/November bis April/Mai, aber ganzjährig möglich
Anreise:
Nonstop mit China Airlines mehrmals wöchentlich von Wien nach Taipeh
oder täglich z.B. mit Emirates via Dubai
Einreise:
gültiger Reisepass notwendig, kein Visum erforderlich
Währung:
100 Taiwan Dollar = ca. € 2,80 (Stand Dezember 2017)